DIE PARTY | Fanpost & Nachbetrachtung

DIE PARTY | Sujet

Stefan Giegler, Leiter der an unserem »Macht|schule|theater«-Projekt beteiligten Europaschule Linz, war von der Uraufführung von »DIE PARTY – was wir teilen. was uns trennt« so angetan, dass er sich bereit erklärt hat, seine Gedanken zum Stück schriftlich festzuhalten. Wir freuen uns über diese außergewöhnliche Fanpost / Nachbetrachtung und geben sie hier gerne wieder.


Eine Parabel über das Leben

Der letzte Tag im Leben einer Schülerin. Alltagssituation reiht sich an Alltagssituation. Die Straßenbahnhaltestelle, die Schule, das Modegeschäft, –alles Orte alltäglichen Handelns, bekannte Orte – und Orte subtiler Gewalt, alltäglicher Gewalt. Gewalt, die auf den ersten Blick nicht mehr wahrgenommen wird. Bis zum Ende des Tages, der mit dem tragischen Tod des Mädchens endet.

Cut. Der Chor klagt an, einer griechischen Tragödie gleich. So kann es doch nicht sein.

Und wieder läuft der Tag ab, gleiche Handlung, andere Schauspieler/-innen. Alles ist bekannt, mit dem Unterschied, dass die Schülerin krampfhaft versucht, Situationen zu verhindern, weil sie weiß, wie es enden wird. Der krampfhafte Versuch bleibt unbelohnt, das Ende ist bekannt.

Cut. Der Chor entwickelt ein Gegenbild. Wie wünschen wir uns den Tag? Stereotype Bilder und Klischees eines Schultages werden in mechanistischer Form aneinander gereiht. Schöne neue Welt – Bilder einer Illusion, Heilslehre oder Horror?

Und noch einmal keimt Hoffnung auf. Ein neuer Tag, eine neue Chance. Die Handlungsmuster der Protagonisten beginnen sich durch die Wut der Schülerin zu ändern. Das Ende wirkt durch unglückliche Umstände noch tragischer – und ist bekannt.

Cut. Der Chor klagt wieder an. Halten wir es noch einmal aus? Es MUSS doch nicht so sein!
Dass Spannung so einfach ist.

Wieder erleben wir den Tag, aber irgendetwas ist anders. Nicht die handelnden Personen, nicht die Alltagsszenen, nicht der Anfang und nicht das Ende. Nein, – WIE die handelnden Personen zwischen Anfang und Ende kommunizieren und agieren unterscheidet sich substantiell von den ersten drei Akten. Die Alltagsgewalt wird abgelöst durch Alltagszuversicht. Das unaufhaltsame Ende verliert den Schrecken, weil es darauf ankommt, was vorher passiert. Positiver geht es nicht. Die Erkenntnis ist überwältigend. Kann das das Nirwana sein?

Cut. Ende. Von Tragik keine Spur.

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Ich gratuliere dem Team von theaternyx und den Schülerinnen und Schülern der Europaschule Linz und der BAKIP Linz zu einer wunderbaren Inszenierung und einer hervorragenden schauspielerischen Leistung an einem faszinierenden Ort. Danke für einen außergewöhnlichen Theaterabend.

Stefan Giegler
Leiter der Europaschule Linz